Hubertus Trauttenberg über Juden, Nazis und die Besatzer in Gmunden
Die Idylle der Sommerfrische ist im Salzkammergut eng mit der Brutalität der Vertreibung verbunden. 25 Villen wurden 1938 von den Nazis beschlagnahmt, die Besitzer enteignet, vertrieben, verfolgt. Einige von ihnen waren Juden, andere im Widerstand. Die Nationalsozialisten brauchten Platz für Schulungszentren, später für Lazarette und Waisenheime. Nach 1945 nisteten sich die Besatzer ein. Die Villa Lanner, das Juwel aus dem 19. Jahrhundert, war beispielsweise ein auserwähltes Objekt. Die Besitzerfamilie Trauttenberg zog in die „alte Villa“, harrte aus. Manchmal schenkten die Amerikaner den Kindern Bananen und als sie abzogen, hinterließen sie die gesamten Vorräte. Der Hunger der Familie Trauttenberg und deren Nachbarn war vorbei.
Hubertus Trauttenberg entstammt einem alten Adelsgeschlecht. Einem dienenden, wie er sagt, keinem Herrschenden. Das prägte sein Leben.
Verpflichtet fühlt sich der General außer Dienst und seinerzeitige Adjutant von Bundespräsident Dr. Thomas Klestil, ethischen Werten. Dazu gehört für Hubertus Trauttenberg, sich gegen das Vergessen der Gräueltaten der Nationalsozialisten einzusetzen. So hat er sich beispielsweise als Befürworter der „Wehrmachtsausstellung“ stark gemacht und sich für den Lern- und Gedenkort Hartheim engagiert. Außerdem war er maßgeblich an der Errichtung des NS-Opferdenkmals an der Gmundner Esplanade beteiligt. 25 Menschen und deren Namen sind nun auf einem Band auf der Kaimauer verewigt.
Die Villa Lanna, die sein Urgroßvater erbauen ließ, ist längst renoviert. Die Geschichten aber bleiben. Einige davon erzählt Hubertus Trauttenberg im Podcast „Vertreibung aus dem Paradies“.
Am 9. März lassen wir uns ab 11h, beim Salon der Wissenschaft und Kunst im Seeschloss Ort, mit Werken von Markus Hofer, Harald Schreiber und Petra Zechmeister darauf ein. Tatjana Schnell und Christina Berndt sprechen zum Thema Resilienz: Stärke auch bei Gegenwind, Marie-Theres Arnbom liest aus ihrem Buch „Die Villen vom Traunsee“ und zum Schluss diskutiere ich mit den Referentinnen über Widerstand und über „Eros der Sommerfrische“ im Salzkammergut.
Foto: © Elisabeth J. Nöstlinger