„Jedermann“ wehrt sich, verleugnet, dass seine Stunde gekommen ist und und wird wütend, ehe ihn Schuldgefühle plagen. Desorganisiert will er noch verhandeln, doch er scheitert. Depressiv akzeptiert er schlußendlich den Tod.
Auch in der Regie von Robert Carsen muss der „Jedermann“ durch alle Stadien des Sterbens gehen, bevor er sich selbst akzeptiert. Hautnah können die Zuschauer Leben und Sterben des enorm reichen Mannes erleben, denn Robert Carsen, der mit Luis F. Carvalho auch für das Bühnenbild verantwortlich zeichnet, baut keine Bühne auf. Er bezieht den Dom mit in sein Spiel ein, platziert die Tischgesell schaft auf dem Vorplatz im Zuschauerraum. Was hier entsteht ist eine Nähe, die jeden Menschen mit den entscheidenden Fragen des Menschseins unweigerlich konfrontiert. Es ist die Frage, wie wir unser Leben gestalten und wer wir sind.
Regie: Robert Carsen, Jedermann: Philipp Hochmair, Buhlschaft Deleila Piasko, guter Gesell/Teufe Christoph Luser, u.a.
Text: Elisabeth J. Nöstlinger
Foto: (c) Elisabeth J. Nöstlinger